Lumenlog.

Playing with Physics

In his most recent talks, Media for Thinking the Unthinkable, Stop Drawing Dead Fish and Drawing Dynamic Visualizations, Bret Victor very eloquently makes the case for using computers as tools to explore systems in an entirely new way. His ideas struck a chord with me, not only because I have a passing interest in interaction design–after all, almost everything I touch is in some way shaped by it–but also because I have spent the last year and a half studying physics.

At its very core, this process involves two things: Getting a handle on the maths and developing an intuitive understanding of the principles involved. Those are not separate approaches, however. Understanding the maths behind something gives you a more robust intuition about it, and a better intuition gives you better ideas for the mathematical approaches you can take.

I firmly believe that be best way to grasp a new concept intuitively is the one humans have used for millennia: Play with it. But an equation (or an entire theorem) is not a rubber ball, you can’t just take it and bounce it around with your hand. It is a fundamentally dynamic, non-physical object.

The obvious approach to dealing with this problem is visualisation: Draw a few sketches, run a few calculations and hope for the best. That kind of sucks, because you’re stuck to static images.

Victor points that there is a better tool available: A computer, the ultimate dynamic drawing machine. The only thing missing is the right software (don’t get me started on Mathematica), and I think that Bret Victor’s prototypes are an incredibly exciting first step in the right direction. Those tools encourage playing, and they not only might enable us to think the yet unthinkable, they also make it easier to understand what others have thought before us.

2312

Review

2312 von Kim Stanley Robinson ist einer dieser Science-Fiction-Romane, die an erster Stelle eine geführte Version durch die Gedankenwelt ihres Autors sind, und erst an zweiter Stelle eine Geschichte erzählen.1 Dieses Konzept kann furchtbar schief gehen, aber wenn es funktioniert, dann ist es spektakulär. Genau das ist Robinson mit 2312 gelungen.

Die Zukunftsvision Robinsons fußt auf unserem gegenwärtigen Verständnis der technischen Möglichkeiten. Reisen mit Überlichtgeschwindigkeit oder Teleportation sucht man vergebens. Trotzdem–oder gerade deswegen–ist die Ideenwelt von 2312 eine der faszinierendsten, die mir je begegnet sind. Dies liegt vor allem an der schlichten Freude am Nachdenken, die man auf jeder Seite spüren kann. Robinson hat nicht nur gegenwärtige technische Konzepte–Weltraumaufzug, Terraforming, Quantencomputer–aufgegriffen, sondern sich auch Gedanken gemacht, was solche Technologien auslösen können. Er fragt sich, was es für Herausforderungen gibt, und was für gesellschaftliche Veränderungen es hat, wenn sich die Menschheit im ganzen Sonnensystem niederlässt.

Es bleibt aber nicht bei solchen weitreichenden Gedankenspielen. Besonders charmant sind auch die kleinen Details. Zum Beispiel der Einfall, dass im Jahr 2312 die meisten Kunstwerke auf Venus gelagert werden, weil dort eine bessere Umgebungskontrolle möglich ist als auf der dreckigen, halb ertränkten Erde.

Robinson hat einen geschickten Weg gefunden, nicht alle Ideen in der Erzählung unterbringen zu müssen: Es gibt Zwischenkapitel, die sehr zutreffend mit “Fragments” betitelt sind. In diesen werden Ausschnitte aus Lehrbüchern, Artikeln und anderen schriftlichen Erzeugnissen seiner fiktionalen Zukunft dargeboten. Dabei wird ein zutiefst beeindruckendes Feuerwerk an Ideen abgebrannt.

Es wäre leicht, zu behaupten, dass diese “Fragments” die Highlights des Romans sind, aber das ist nicht die ganze Wahrheit. Wichtiger noch sind die Bilder, die Momente der puren Schönheit, die Robinson seiner Zukunftsvision abringt. Das überschwemmte Manhattan, das als neues Venedig eine Renaissance erlebt, oder Terminator, die Stadt auf Merkur, die auf Schienen dem mörderischen Sonnenuntergang entflieht. In solchen Augenblicken sinkt die Lesegeschwindigkeit, während im Kopf die Landschaftsmalerei beginnt.

Vor diesem Hintergrund spielt sich die Geschichte des Romans ab, die als Verschwörungsgeschichte beginnt und als Liebesgeschichte endet. Ihre große Stärke ist sicherlich nicht ihr wendungsreicher, actiongeladener Ablauf, sondern die Zeichnung der beiden Hauptcharaktere und die Dialoge, die sich zwischen ihnen ergeben. Besonders herausragend ist sie allerdings nicht, aber sie stört nicht beim Schlendern durch Robinsons Zukunftsvision.

Alles in allem kann ich 2312 nur empfehlen, allein schon als Gegenpol zu dem ganzen Post-Singularitätskram, den ich sonst lese. Ich vermute, dass das Buch am meisten Spaß macht, wenn man schon vorher Kontakt mit Science Fiction hatte und ein wenig vertraut mit den verschiedenen Richtungen in diesem Genre ist. Als Einstieg in dieses faszinierende Feld sei an dieser Stelle Accelerando empfohlen, als Singularitäts-Höllenritt-Gegenpol zum dann doch recht zahmen 2312.

2312 kann hier bei Amazon2 bestellt werden, aber für eine Papierversion würde ich euch gerne ans Herz legen, mal den lokalen Buchladen eurer Wahl 3 zu fragen. Die bestellen gerne auch obskure Bücher und haben eine Seele.

1 *hust* hust* Herr der Ringe *hust* *hust* *duck*

2 Achtung, Affiliate-Link. Ihr kennt das.

3 In meinem Fall wäre das die Stephanus-Buchhandlung.

Paris

Eckhaus in der Nähe des Gare de l’Est

Ich habe vor ein paar Tagen mit meinen Eltern einen Wochenendausflug nach Paris unternommen, was ja dank Airbnb und dem TGV fast schon bestürzend einfach ist. Dieses Mal hatte ich meine neue GX1 im Gepäck. Weil diese Kamera perfekt in meine Jackentasche passt, eignet sie sich besonders gut für Menschen wie mich, denen es beinahe körperliche Schmerzen bereitet, wie ein Tourist zu wirken. So kann ich mir zumindest einbilden, unauffällig zu sein. Natürlich nur bis zu dem Moment, in dem ich in die Tasche greife, in die Hocke gehe und wie wild auf den Knöpfen der GX1 herumdrücke.

Detail aus dem Lichtraum (Hommage à Fontana) (1964) von Heinz Mack, Otto Piene, Günther Uecker

Dynamo, so heißt die momentan im Grand Palais laufende Ausstellung über kinetische Kunst der letzten hundert Jahre. Nachdem man mich an der Garderobe dazu gezwungen hatte, meine Kamera mitzunehmen, war ich beinahe gezwungen, sie zu dokumentieren. Dynamo ist im Übrigen eine faszinierende Ausstellung, die sehr gut die unglaubliche Bandbreite an Ideen, die man in der Kunst findet, verdeutlicht. Ich war allerdings irritiert, mit welcher Sorglosigkeit die teilweise jahrzehntealten Arbeiten im Dauerbetrieb ausgestellt wurden.

Lumière Alternée (1928) von Julio le Parc

Ein Baum auf der Avenue des Champs-Élysées

Chlorophyll im Abendlicht finde ich unwiderstehlich, da muss ich einfach die Kamera zücken. Interessanter als meine seltsamen Photo-Fetische ist allerdings das, was vor diesem Photo passierte: Der Besuch im Abercrombie & Fitch-Store. Diesen zu betreten war mit Abstand die bizarrste Erfahrung in diesem Urlaub.

Der Store besitzt keine Schaufenster, zur Champs-Élysées zeigt nur seine Rückwand. Zur linken muss man durch ein großes, schwarzes Tor schreiten und einen heckengesäumten Weg entlang wandeln, um schließlich zum Eingang zu kommen. Wer eintreten will, muss erst an einem jungen Mann vorbei, der nur eine Hose und ein Jackett trägt. Auf Zuruf entblößt er seinen durchtrainierten Oberkörper für die Kunden.

Innen: Penetranter Deo-Geruch, wummernde Beats, mehrstöckige Dunkelheit und Wandgemälde, die unangenehm an einen Sportpalast in den 1940ern erinnern. Überall stehen Verkäufer, die verträumt vor sich hin tanzen. Offenbar werden hier nicht nur Klamotten, sondern auch Ideale verkauft. Desorientiert und mit einem starken Bedürfnis, Pattern Recognition ein weiteres Mal zu lesen, verließ ich dieses Inferno von einem Laden.

Die nächsten Urlaubstage bestanden, wie ich es auch am liebsten habe, aus ausgedehnten Stadtspaziergängen. Ich finde, dass man Städte am besten zu Fuß erlebt, schlendernd von Ort zu Ort. Sie treiben lassen, genießen, dass eine andere Sprache den Hintergrund bildet, und gelegentlich ein Photo machen. Letzteres ist natürlich optional, aber irgendwie tut es ganz gut, eine Kamera in der Tasche zu haben. So schweift der Blick noch mehr, immer auf der Suche nach interessanten Motiven…

Sacré-Cœr bei Nacht

Innenraum der Sainte Chapelle

Fassade von Notre-Dame

Fassade des Pantheons

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