Lumenlog.

Eine digitale Bibliothek

Gemischte Gedanken zu eBooks

Wenn ein Buch zu Ende gelesen ist, gibt es diesen Moment des Innehaltens vor dem Bücherregal, bei dem ich noch einmal durchgehe, was ich gelernt und durchlebt habe und dann schließlich, mit einem leichten Lächeln, würdige Nachbarn für die nächsten Wochen auf dem Regal suche. So bilden sich langsam, Buch für Buch, kleine Grüppchen, die Interessen und Obsessionen nachzeichnen. Zur Sherlock-Holmes-Gesamtausgabe gesellen sich eine Stadtbiografie über London, Bücher über Sherlock-Holmes-Fans und andere Bücher, die Anfang des letzten Jahrhunderts spielen.

In letzter Zeit scheinen eBooks endlich allgemeinere Akzeptanz zu finden. So richtig kann ich mich mit ihnen trotzdem nicht anfreunden. Ein Grund dafür ist sicher ihre Nicht-Greifbarkeit, ihr Existenzmangel. Sie leben irgendwo, als Dateien auf Flash-Speichern und Festplatten, mal in iBooks, mal im Kindle Store, mal als PDF in iTunes. Sie zu konsumieren ist kein Problem, sie danach sinnvoll aufzubewahren und einzuordnen sehr wohl. Bücher kann ich stapeln, sortieren, vollkritzeln, herumtragen, aneinander lehnen und, nicht zuletzt, ausleihen.

Ich habe ja einen gewissen altmodischen Zug, der sich kaum verleugnen lässt. Als Internet-Freund lernt man jedoch, ihn gut unter Kontrolle zu halten, und bei Büchern spielt er nur eine kleine Rolle. Mit der Idee von eBooks habe ich kein Problem, auch ohne den Geruch staubigen Papiers bleibt eine gute Geschichte eine gute Geschichte. Und manches, was hier Staub sammelt, hätte ich auch lieber in digitaler Form. Dazu gehören vor allem Bücher der, aus Mangel an Worten nenne ich sie mal Konsumliteratur. Bücher, die man einmal liest, genießt, aber nicht unbedingt ein zweites Mal zu lesen braucht.1 Mit der Autobiographie von Stephen Fry hatte ich auch in App-Form meinen Spaß. Was fehlt, ist eine verlässliche, brauchbare, elegante Infrastruktur für sowohl Kauf als auch Verwaltung von elektronischen Büchern.

Ich will kein DRM, keine kryptisch benannten PDFs, keine hierarchiefreien Pseudo-Regale auf meinem iPhone, keine geschlossenen Store-Systeme. Ich will das virtuelle Äquivalent einer Bibliothek. Meiner Bibliothek. Ich will Bücher sortieren, archivieren und gefälligst überall und immer zur Verfügung haben. Das Buch, das ich testweise im iBookstore gekauft habe? Spurlos ins Nirvana gesynct.

Das muss doch besser gehen.

1 Ja, bei diesem Satz habe ich eine Minute damit verbracht, mir einen Grund zu überlegen, die Aufzählung mit “vergisst” zu beenden. Und bin gescheitert.

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