Lumenlog.

2011 in Büchern

Der späteste Jahresrückblick im ganzen Internet!

Seit langem schon zwingt mich mein innerer Nerd dazu, einen sehr genauen Überblick darüber zu behalten, welche Bücher ich gelesen habe. Lange Zeit war dazu Goodreads das Tool der Wahl, das allerdings immer ein wenig umständlich für mich war. Deshalb habe ich mir Shaun Inmans Unplayed, eine kleine Web-App, die er ursprünglich dazu geschrieben hatte, um eine Liste der von ihm gespielten Spiele zu führen, für Bücher angepasst. Das hat dann funktioniert, und ich konnte endlich einmal sehen, was ich im vergangenen Jahr so gelesen hatte.

Im Nachhinein ist es überraschend, wie viele Bücher da zusammengekommen sind. Oder wie wenige, je nach euren Gewohnheiten. Die meisten dieser Bücher fand ich großartig (ich kenne meinen Geschmack inzwischen ganz gut), aber mache sind mir besonders im Gedächtnis geblieben. Diese solltet ihr auch lesen. Es lohnt sich.

Pattern Recognition – William Gibson

William Gibson ist ein faszinierender Autor. Er gilt als der Begründer des Genres Cyberpunk, und hat auch lange Zeit sehr dunkle, lebhafte und, nun, realistische Zukunftsvisionen entworfen. Zukünfte, in denen Zeiss künstliche Augen produziert und Coca-Cola immer noch omnipräsent ist. In den letzten Jahren hat er sich der Gegenwert zugewandt– oder eher der Gegenwart durch die Augen eines Science-Fiction-Autoren betrachtet. Das Ergebnis sind brillant beobachtete Romane, die unserer momentanen Kultur auf den Zahn fühlen. Die einem in einer gewissen Weise die Augen öffnen können gegenüber dem ständigen Chaos der Kulturbildung, gegenüber den Moden, den Trends, den subtilen Ungleichverteilungen der Zukunft. – Bei Amazon kaufen.

Das Labyrinth der Träumenden Bücher – Walter Moers

Mit der ersten Seite des ersten Zamoniens-Romans bin ich Walter Moers’ Fantasy-Welt verfallen. Eines seiner Bücher zu lesen gleicht einem Spaziergang durch einen sommerlichen Platzregen der Ideen, einer Wanderung durch das Reich der entfesselten Phantasie. Es ist selten, dass ich bei einem Buch laut lache und es trotzdem ernst nehme. Hier ist das der Fall. Unglaublich, fabulös, gigantisch, schwarzhumorig. Unbedingt lesen, wenn ihr auch nur einen Funken Liebe für Literatur, Sprache und Ideen habt. – Bei Amazon kaufen.

Es bietet sich natürlich an, entweder mit dem Beginn seines Oeuvres (Die 13 1/2 Leben des Käpt’n Blaubär) anzufangen, oder zumindest die Stadt der Träumenden Bücher vorher zu lesen.

Ansichten eines Clowns

Ein zutiefst ehrlicher, aber auch dementsprechend illusionsloser Blick hinter die Fassaden unseres Zusammenlebens. Einfach lesen. – Bei Amazon kaufen.

Glasshouse

Dieser Roman ist mir als seltsamste Zukunftsvision in Erinnerung geblieben, die mir je begegnet ist. Charles Stross beschreibt eine Menschheit, die sich durch die Erfindung von Teleportation und Replikation vom Diktat des Physischen komplett gelöst hat. Eine Menschheit, die auf unzählige Wohnsatelliten und Planeten verteilt ist, aber durch Teleportations-Gates verbunden bleibt und keinen Gedanken an ihren physischen Aufenthaltsort verschwendet, die ständig ihre Körper nach Stimmung ändern kann, die alles auf der Stelle herstellen kann. Eine Gesellschaft Post-Location, Post-Gender, Post-Alles. Und diese Welt schafft sich nun im Rahmen eines wissenschaftlichen Experiments eine eigene, kleine Vision des 21. Jahrhunderts. Menschen, die sich ihr Geschlecht und ihren Körper wählen können, müssen plötzlich mit den seltsamen Konventionen des Heute zurechtkommen… Selbst das würde ausreichen, um dieses Buch lesenswert zu machen. Stattdessen packt Charles Stross noch eine unglaublich spannende Story oben drauf. – Bei Amazon kaufen.

Brave New World – Aldous Huxley

Ein Klassiker. Wirklich. Und ein Buch, das Fragen aufwirft. Was ist besser: Eine Gesellschaft, in der alle glücklich sind, die aber zutiefst ungerecht und menschenverachtend ist, oder eine, in der Menschen zwar frei, aber unglücklich sind? Ist es besser, in wohltemperiertem Mittelmaß zu leben, oder liegt das wahre Leben im Extremen? Selbst der Autor scheint sich unsicher zu sein, ob er gerade eine bessere Zukunft oder den Bauplan einer Dystopie beschreibt. – Bei Amazon kaufen.

London: A Biography – Peter Ackroyd

Das ist ein bisschen geschummelt: Ich habe das Buch selbst noch nicht fertig, obwohl ich es schon seit über einem Jahr besitze. Zu meiner Verteidigung: Es ist sehr, sehr dick und sehr, sehr dicht geschrieben. Dafür ist es auch großartig. Eine eindringliche Beschreibung meiner Lieblingsstadt, durch alle Jahrhunderte hindurch, gespickt mit Fakten, Anekdoten und geschichtlichen Details. Wenn man ein paar Seiten list, hat man das Gefühl, beinahe den Gestank des mittelalterlichen Londons zu riechen, die Marktschreier in der Ferne zu hören und das endlos pulsierende Leben dieser Stadt zu spüren. Das beste Geschichtsbuch aller Zeiten. – Bei Amazon kaufen.

The Atrocity Archives

Ein weiteres Mal Charles Stross, diesmal mit einem völlig anderen Buch. Ein satirisches Thriller/Science Fiction/Mystery-Roman, in dem Mathematik mit Magie zusammenhängt und die richtige Differentialgleichung Monster heraufbeschwören kann. In so einer Welt sind Informatiker Hexenmeister und Mathematiker Zauberer, aber eine britische Regierungsbehörde hält das alles unter Verschluss. Theoretisch. Wer Douglas Adams mag, wird auch hier seinen Spaß haben. – Bei Amazon kaufen.

Hinweis: Wenn ihr bei Amazon über diese Links einkauft, bekomme ich vielleicht theoretisch irgendwann mal ein paar Prozent des unveränderten Kaufpreises ab, oder so.

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